Und täglich grüßt das Mikroplastik

Schon in den 70er Jahren erspähten Wissenschaftler es in der Natur, vor allem an Stränden. Seit dieser Zeit hat die Aufmerksamkeit dafür rasant zugenommen. „Die zunehmend erkannte Verbreitung von Kunststoffabfällen und Mikroplastik in der terrestrischen und aquatischen Umwelt gibt Anlass zur Sorge.“ So formuliert es das Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik in Oberhausen in seiner UMSICHT Studie1 „Mikroplastik in der Umwelt“.

Experten schätzen, dass jedes Jahr mehr als 10 Millionen Tonnen Plastik in die Weltmeere gelangen und es werden immer mehr2. Drei Viertel des Mülls im Meer ist Plastik. Sobald Plastikpartikel kleiner als 5 mm im Durchmesser sind, spricht man von Mikroplastik. Mikroplastik sind nicht nur feste Kunststoffpartikel von weniger als fünf Millimetern, sondern auch flüssige oder gelartige Kunststoffe, die uns auf den ersten Blick gar nicht als Plastik erscheinen.

Mikroplastikpartikel entstehen durch den Zerfall von größeren Plastikteilen, die als Müll in die Umwelt gelangt sind – große Mengen entstehen aber auch in der Nutzungsphase von Kunststoffen.

Ist Mikroplastik = Mikroplastik?

Mikroplastik vom Typ A wird gezielt produziert, wie etwa Reibkörper für das kosmetische Peeling. Mikroplastik vom Typ B wird während des Nutzungsprozesses freigesetzt, wie etwa Reifenabrieb oder die synthetischen Fasern von Sport- oder Funktionskleidung. Gerade diese Entstehung ist schwer vermeidbar – eine wahre Innovationsaufgabe! Sekundäres Mikroplastik entsteht durch Verwitterung und wilde Müllablagerungen in der Umwelt. Die Wasserflaschen aus Plastik, die am Strand oder bei Ausflügen liegenbleiben…

Das Ergebnis der UMSICHT Studie des Fraunhofer Instituts ist denkwürdig und fatal zugleich: Primäres Mikroplastik vom Typ A wird zu 11 % freigesetzt. 89 % gehören zu Typ B. Unsere Kunststoffemissionen bestehen zu 74 % aus Mikroplastik und zu 26 % aus Makroplastik. Dem sichtbaren Plastik steht also die dreifache Menge gegenüber, die nur unter dem Mikroskop zu sehen ist.

Die in den Medien häufig genannten Quellen aus Kosmetik und Textilwäsche sind bei weitem nicht die größten.

Zu den Top 10 gehören nach der Studie des Fraunhofer Instituts:

  1. Abrieb von Reifen
  2. Emissionen bei der Abfallentsorgung
  3. Abrieb von Polymeren und Bitumen in Asphalt
  4. Pellet-Verluste
  5. Verwehungen von Sport- und Spielplätzen
  6. Freisetzung auf Baustellen
  7. Abrieb von Schuhsohlen
  8. Kunststoffverpackungen
  9. Fahrbahnmarkierungen
  10. Faserabrieb bei der Textilwäsche

Mikroplastik und seine (noch nicht absehbaren) Folgen

Egal, ob flüssig oder fest – Mikroplastik ist schwer biologisch abbaubar und manche Kunststoffe stehen auch durch ihre Zusätze im Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein. Das Tückische: Gelangen sie einmal in die Umwelt, reichern sie sich mit nicht abbaubaren toxischen Chemikalien an, wandern ins Grundwasser, schädigen Organismen, Seevögel und andere Meereslebewesen verwechseln es mit natürlicher Nahrung. Und letztendlich landet das toxisch aufgeladene Mikroplastik dann auch über die Nahrungskette auf unserem Teller.

Natürlich haben wir heute kein Plastik gegessen oder es uns auf die Haut oder in die Haare gerieben. Zumindest nicht willentlich oder wissentlich. Mikroplastik ist aber in vielen Produkten und sogar Lebensmitteln enthalten, die wir in unseren Haushalten nutzen.

Mikroplastik erkennen

Wer Mikroplastik vermeiden will, muss erst einmal wissen, hinter welcher Bezeichnung sie sich verbergen und in welchen Produkten sie enthalten sind. Da die Industrie beständig an neuen chemischen Zusatzstoffen arbeitet, gelangen immer wieder neue Varianten festen oder flüssigen Mikroplastiks auf den Markt gelangen. Daher gibt es keine vollständige Liste.

Die Übersicht zeigt über besonders weit verbreitete Kunststoffe mit ihrer Kurzbezeichnung.

Acrylates Copolymer AC
Acrylates Crosspolymer ACS
Polyamide PA oder Nylon
Polyacrylate PAK
Polyethylen PE
Polyethylene glycol PEG
Polyethylenterephthalat PET
Polymethylmethacrylat PMMA
Polypropylen PP
Polypropylene glycol PPG
Polystyren PS
Polyurethan PUR
Polyquaternium PQ
Teflon EFP oder PFEP